33. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas (21,5-13):

 

Am Ende des Kirchenjahres hören wir Lesungen aus der Bibel, die von der Endzeit reden. Mit dem Blick in die Nachrichten könnte man meinen, dass diese Zeit bereits gekommen sei: Waldbränden in Amazonien, in Australien, Tsunamis, Klimawandel, Überschwemmungen, Kriege in Syrien, Irak, Israel und Gaza, gewalttätige Protestmärsche, Terrorakte, Anschläge, soziale Unruhen, Familien werden ausgerottet, Korruptionsgeschichten .... Krisen und Katastrophen. Oder versuchen wir all das zu übertönen durch Mega-Events, oberflächliche Unterhaltung, viel „Spaß“ und Konsum? Eine verdrängte Weltuntergangsstimmung? Dazu kommen dann auch die ganz privaten negativen Erfahrungen wie Krankheiten, Pechsträhnen usw...

Was hat Jesus uns dazu zu sagen? Einige Leute unterhalten sich über den wunderschönen Tempel, über die herrlichen Steine und die Ausstattung mit kostbaren Weihegeschenken. Sie schwärmen von dem Prunkstück. Da sagt Jesus: »Alles, was ihr da seht, wird bis auf den Grund zerstört werden. Es kommt die Zeit, dass kein Stein auf dem andern bleiben wird.« Ist Jesus da einfach ein Miesmacher? Oder will er sagen: „Bleibt mit beiden Füßen am Boden! Alles ist vergänglich!“ ?

»Seid auf der Hut und lasst euch nicht täuschen! Viele werden unter meinem Namen auftreten und von sich behaupten: „Ich bin es!“ Viele Meinungen, Ansichten, Strömungen, Gruppierungen in der Gesellschaft die meinen, sie haben die Lösung für alle Probleme und versprechen uns das Blaue vom Himmel (die Werbung tut ja nichts anderes). Lasst euch nicht in die Irre führen! Sinn und Ziel des Lebens liegen woanders. „Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben. - Sucht eure Lebensorientierung bei mir“, sagt Jesus.

Wie geht es mit der Kirche weiter? Wir werden immer weniger! Wo sind die Kinder, die Jugendlichen, die jungen Familien? Werden wir unsere Kirchen zusperren und verkaufen müssen? Wird unsere Pfarre weiter bestehen können, wenn wir nur noch „Filialgemeinde“ sind, d.h. ein Teilchen einer Großpfarre? Haben wir eine unsichere Zukunft? „Die Menschen sind nicht mehr an der Kirche interessiert. Sie glauben nicht mehr an Gott!“, hört man oft. Heute ist es so, dass wir die Minderheit bilden gegenüber einer Mehrheit von Menschen, die unseren christlichen Glauben nicht mehr teilen, die keiner Kirche angehören wollen. Was wird aus der Kirche werden?

Die jüngste Shell-Jugendstudie über die Generation zwischen 15 und 25 Jahre sagt: „Gott wird den jungen Leuten von Studie zu Studie immer unwichtiger. Jeder zweite Getaufte dieser Altersgruppe bestätigt das. Unter den katholischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind es 41, unter den evangelischen sogar 50 Prozent.“ In starkem Kontrast dazu sagten muslimische junge Leute, ihnen wird Gott im Lauf der Erhebungen immer wichtiger. 73 Prozent von ihnen bestätigen das, bloß 18 Prozent betrachten Allah als unwichtig.

Während von den Katholiken noch 18 Prozent und von den Evangelischen noch 13 Prozent behaupten, mindestens einmal pro Woche zu beten, sind es von den Muslimen 60 Prozent. Jeder dritte junge Katholik und fast jeder zweite junge Evangelische betet gar nicht mehr. Verdunstet der Glaube an Gott?

Was hat Jesus uns dazu zu sagen?: „Bleibt standhaft! Lasst euch nicht erschrecken! Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ Zum Standhaftbleiben gehören Geduld, Beständigkeit, Widerstandsfähigkeit und Vertrauen.

In der Situation der Diaspora, in der wir leben, kommt es darauf an:
- dass wir bewusst aus dem Glauben an Jesus leben und an seine befreiende Botschaft glauben;
- dass wir die von Jesus gewiesenen Wege des Evangeliums noch konsequenter gehen;
- dass wir in der Begegnung mit den Menschen den eigentlichen Test für die Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit unseres Glaubens erbringen, nämlich den Test der Liebe.

„Bleibt standhaft und habt Vertrauen“, ruft Jesus uns zu.

Zum Archiv